Winterkräuter
Du hast Lust auf Kräuter und weißt nicht so genau wie du einsteigen sollst? Wie wäre es denn jetzt mit den Winterkräutern? Die kannst du ganz einfach draußen auf deinem Balkon ziehen.
Steigen wir ein mit einem Gourmetkraut, der Brunnenkresse, die mag es gar nicht wenn es zu heiß wird, denn sie kommt eigentlich aus dem Wald, da wächst sie an kühlen Bachläufen. Im Naturkräutergarten gibts übrigens eine Variation: Brunnenkresse mit roten Blättern. Die Brunnenkresse vermehrt sich über Wurzelausläufer, die quasi auf dem Wasserschwimmen und verbreitet sich auch über Samen. Du brauchst aber keinen Bachlauf, denn sie wächst auch gut in einem Kasten oder Kübel. Wenn du eine Kräuterspirale besitzt, dann platziere die Brunnenkresse ganz unten. Um so cooler, wenn deine Kräuterschnecke in einem kleinen Teich endet.
Und hier kommt auch schon mein Lieblingswinterkraut: das Lauchhellerkraut. Ihr glaubt es kaum, aber es schmeckt ganz zart nach süßem Knoblauch mit einem Hauch Rucola, übrigens wie die Brunnenkresse ein Kohlgewächs! Was uns zu einer echten Geschmacksrakete führt, dem Felsenblümchen, seines Zeichens ebenfalls ein winziges Kohlgewächs.
Das Felsenblümchen, oder auch Mauer-Felsenblümchen oder Mauer-Hungerblümchen genannt, wächst, ähnlich wie Feldsalat, in kleinen Rosetten, und ist ein einjähriges, heimisches Wildkraut. Es keimt im Hochsommer oder Spätsommer um dann im Frühling zu blühen. Da es nicht nur essbar, sondern auch äußerst schmackhaft ist, bereichert es den winterlichen Speisenplan. Es hat sehr zarte, aber raue Blätter, wie zarter Boretsch und schmeckt wiederum sehr fein-intensiv nach einer Mischung aus Waldmeister und Kresse und ist dabei süß und scharf zugleich. Eine Schärfe, die zwar deutlich ist, aber dennoch zurückhaltend, als würde sie die übrigen Aromen des Krautes selbst ergänzen und unterstützen.
Ein weiteres Kohlgewächs ist das Barbarakraut, das auch den Namen Winterkresse trägt und somit auch wirklich kressig, scharf und bitter schmeckt. Eigenschaften, die unseren winterlicher Körper sehr gut unterstützen. Und wenn der Winter nicht zu kalt ist, dann wächst auch die mehrjährige Rucola weiter, um mal mit den Kohlgewächsen abzuschließen.
Doch halt, da kommt noch eins und zwar von der Waterkant, das Löffelkraut, das du in Meeresnähe findest, oder es einfach auf der Fensterbank ziehst und ihm gerne eine winzige Prise Meersalz gönnst. So schmeckt es auch leicht bittersalzig und ist eine absolute Vitaminbombe, die früher auch ihren Weg auf die Schiffe fand, wie Sauerkraut.
Kommen wir jetzt zu meiner Lieblingskräuterfamilie, den Doldengewächsen.
Den lieblich süßen Gartenkerbel kennt man zwar, aber wusstet ihr dass er jetzt im Winter wächst? Dieses zarte Kraut ist erstaunlich gewappnet gegen die Kälte, und nicht nur er, sondern alle Winterkräuter unterstützen uns natürlich auch mit ihren Vitalstoffen wenn es kälter wird. Übrigens wirkt er auch als natürlicher Geschmacksverstärker in euren Speisen.
Viel unbekannter aber sehr ähnlich ist der filigrane Nadelkerbel, der früher mal am Ackerrand wuchs, aber da mag er nicht mehr gefunden werden. Sein Geschmack ist eine Mischung aus einem Hauch Kümmel und Kerbel und so wirkt er dann auch in dir und Frost macht ihm gar nichts aus.
Kommen wir jetzt zum einjährigen und mehrjährigen Postelein – die beiden sind mit Abstand Winterkräuter Nummer 1 – absolut unverwüstlich und ein knackigsaftiger Wintersalat, den du auch in deine Smoothies packen kannst um Winterblues und Winterspeck zu vertreiben.
Alle diese Kräuter lassen sich wirklich ganz einfach in einen Balkonkasten setzen oder natürlich in den Garten, ein Frühbeet oder ein Gewächshaus oder Wintergarten nehmen sie natürlich auch dankbar an und du musst sie nicht erst von Schnee befreien. Das Einzige was ich nicht empfehle ist, sie im Haus zu halten, denn dann hast du nicht so lange Freude, da sie schnell in die Höhe schießen und blühen, das wollen wir erst ab März oder lieber noch später. Lass sie im Spätfrühling blühen und ihre Samen ausbilden, dann kannst du sie ab Spätsommer wieder säen oder es ihnen selbst überlassen.
Ein Nebeneffekt der Winterkräuter ist natürlich, dass der Boden im Winter bedeckt ist und sich Hahnenfuß und andere Gesellen nicht so breit machen können, bzw. die Gartenerde nicht erodiert oder austrocknet. Das Felsenblümchen sucht sich dabei die Lücken und füllt sie herrlich aus und bedrängt auch blühend die anderen Pflanzen nicht, oder lässt sich sehr leicht jäten und anschließend essen, denn auch das blühende Kraut schmeckt hervorragend und ziert mit seinen zarten weißen Blütchen an ca. 10 bis 20 cm langen Stielchen die Frühlingssalat – Teller.
Apropos Blüten, ja die könnt ihr auch alle genießen.
Und hier das Ganze noch mal in Kurzform als Filmchen: